Strategische Analyse der Farc – Attacke in Majayura-Guajira

Publicado: 2012-05-27   Clicks: 5099

 

     von Luis Alberto Villamarin Pulido, Oberst a.D.

     Untersucher strategischer Angelegenheiten / Schriftsteller

     Übersetzung: Annette Tessmann

     Aus gutem Grund sagte Bonaparte, dass der Krieg eine einfache Kunst ist und vor allem in ihrer Ausführung. Einige Jahre später sagte von Clausewitz, dass der Krieg eine Fortsetzung der Politik, jedoch mit anderen Mitteln ist. Beide Behauptungen wurden durch die jüngste Attacke der Farc an der Grenzstation Majayura-Guajira bestätigt, wo 12 Soldaten ihr Leben lassen mussten und viele Weitere verwundet wurden.

     Das Kernproblem besteht darin, dass weder die Regierung, noch die Medien oder auch die betroffene Kavallerieeinheit die eigentlichen Absichten und taktischen Ziele des Strategieplanes der Farc interpretierten.

     Die gleichzeitig oder aufeinanderfolgenden Aktivitäten der Farc der letzten Tagen auf kolumbianischem Gebiet geben zu verstehen, dass angesichts der unklaren Haltung der Regierung Santos, die mit Vehemenz von ehemaligen Präsidenten Uribe angegriffen wird,  die Farc nachgelegt haben und alles entsprechend ihrem Strategieplan durchgeführt wurde.

      Diese Tatsache erfordert, dass alle Truppen in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzt werden, um überraschende Angriffe, eine Massenkonzentration des Feindes und weiterreichende strategisch-politische Konnotationen zu vermeiden.

     Es ist eine Sache des gesunden Menschenverstandes, der Überzeugung die aus dem Leitspruch „Vertrauen in die Sache“ zu haben der unumstrittenen militärischen Führungsqualität von General Alejandro Navas.

     Dennoch ist es unvermeidbar, die Fakten einer Überprüfung auf strategischer Ebene zu unterziehen. Erstens, die Farc lassen 10 Entführte frei mit dem strategischen Hintergedanken, eine berechtigte Präsentation der Geheimen Bolivarianischen Bewegung (Movimiento Bolivariano Clandestino) vornehmen zu können.

     Später jedoch entführen sie den französischen Journalisten Langlois, verüben mehrere Terroranschläge in der Provinz Cauca und versuchen den ehemaligen Innenminister Fernando Londoño zu ermorden, während ihre Anführer und Kumpanen als Vorkämpfer des Friedens im üblichen Farc-Stil auftreten. Was nichts anderes ist, als die übliche Art ihrer Täuschung.

     Zu all diesen einschüchternden bewaffneten Aktivitäten, summiert sich die Existenz der geheimen Netzwerke der Farc an den öffentlichen Universitäten, löst die Staatsanwaltschaft einen Sturm aus mit den Anschuldigungen gegen den ehemaligen Abgeordneten aus der Provinz Cauca, Sigifredo Lopez. Jedoch Präsident Santos konzentriert sich auf seine Wiederwahl, benutzt Roy Barreras als sein Schutzschild um zu verteidigen, was nicht zu verteidigen ist. Der Rechtsrahmen für den Frieden (marco legal para la paz) ist ein Experiment, dass als Integrationsstrategie des Staates nicht dem Strategieplan der Farc entgegenwirkt.

     Währenddessen wird gemunkelt, dass die Truppen offenbar demoralisiert sind, dass aufgrund der fehlenden Rechtssicherheit wenig Motivation herrscht zu kämpfen und so weiter. Das summiert sich mit der uneindeutigen Haltung Präsident Santos, der an einem Tag sagt, er wird die Verbrecher mit aller Härte bekämpfen, am nächsten Tag jedoch Chavez als Freund Kolumbiens bezeichnet; ungeachtet dessen, dass er weiß, dass ihm niemand glaubt und die Soldaten nicht verstehen, weshalb sie sich opfern sollen um seine Wiederwahl zu sichern. Genau dasselbe Vorgehen wie schon zu Zeiten als er noch Verteidigungsminister war.

     Mit eindeutiger Klarheit hat General Sergio Mantilla berichtet, dass die Terroristen die die Militärstation in Majayura angegriffen hatten aus Venezuela kamen und dorthin wieder verschwunden sind. Santos jedoch sagt, dass Chavez zwei Brigaden befehligt hat um die Terroristen zu suchen, auch wenn alle in Kolumbien wissen, dass der Befehl Chavez genau das Gegenteil besagt: die Farc ist zu schützen, denn alsbald werden kolumbianische Truppen die Verfolgung aufnehmen müssen.

    Um das zu wissen, muss man kein Militärstratege sein. Wenn Chavez loyal zu Kolumbien und Feind der Farc wäre, würden Timochenko und Marquez kein Büro in Caracas haben, wäre Julian Conrado und Fernando aus Marquetalia schon längst an Kolumbien ausgeliefert worden. Aber es passiert nichts, denn diese Verbrechen waren nicht Teil des Deals als man Makled gegen einen Terroristen der Farc ausgetauscht hat.

    So überrascht es nicht, dass die Terroristen die Majayura angegriffen haben, aus einer Militärstation in Venezuela kamen, in der sie zudem auch die Sprengsätze aufbewahrt hatten, und was noch schlimmer ist, das venezolanische Einheiten bei dem Angriff geholfen haben und Fluchtfahrzeuge zur Verfügung gestellt haben. Mit der Zeit wird man die Wahrheit herausfinden.

    In diesem Geflecht markiert das Scheitern in Majayura einen Wendepunkt für Präsident Santos. Entweder ändert er seine undurchsichtige Haltung und tritt den Truppen mit Klarheit gegenüber oder er wird das Land in die schändliche Ära der Regierungen Gaviria, Samper und Pastrana zurückführen. Eine Zeit in der sich die Farc den Mangel an Entschlossenheit und strategischen Charakters dieser ehemaligen Regierungen zunutze gemacht haben.

    Für die Armee war das ein harter Schlag. Es reichen nicht die genialen und paradigmatischen Luft und Bodenoperationen von General Navas. Es ist notwendig, dass sich alle Bataillone, Divisionen und Brigaden mit General Navas in der Durchführung, Truppenstärke und Anti-Terror-Strategie abstimmen.

    Es ist zwingend notwendig, dass die militärischen Geheimdienste auf allen Ebenen ihre Kurzsichtigkeit angesichts der Strategie der Farc ablegen. Die militärische Erfahrung weltweit lehrt, dass feststehende Militärbasen in jedem Krieg ein einfaches Ziel sind; der Militärgeheimdienst und die Spionageabwehr sind die Augen des Kommandanten um seine Einheiten zu schützen.

    Außerdem ist es die beste Methode die Luftverteidigung zu stärken indem man Offensivtruppen einsetzt, ständig aktualisierte Gebietskenntnis erlangt, einen koordinierten Plan der Grenzen besitzt, eine laufende Prüfung des Waffenarsenals vornimmt, Schlüsselpositionen besetzt sowie Alternativen und Ergänzungen parat hat und permanent auf eine Gegenangriff vorbereitet ist. Physische und technische Sicherheit der Kommunikationsgeräte, Täuschungsstrategien, Finten etc.

    Aber genau wie es auch in den Stationierungen von Las Delicias, Patascoy, Pavarando, El Billar und eben auch Majayura passierte, wurde trotz taktischer Unerfahrenheit mit Mut und Zuversicht gekämpft. Vielleicht sollte man die Truppen an den aggressiven Ausspruch von General Patton erinnern: „Kein verdammter Hu...sohn gewinnt den Krieg indem er für die Sache stirbt. Er gewinnt ihn indem er es möglich macht, dass ein andere statt er selbst stirbt.“

    Dieser Fehler sollte den Verteidigungsminister Pinzon aus seiner Passivität treiben, um seine Position zu festigen und Santos an seinen Platz stellen, der sich immer nur mit den Erfolgen der Truppen rühmt.

    Diese defätistische Haltung und Rechtfertigung von Ineffizienz ist weder vom Kongress noch von den Kolumbianern hinzunehmen, da es sonst noch mehr Anschläge der Farc geben wird, die ja angeblich geschwächt ist und deren Attacken angeblich zurückgehen. Noch tragikomischer ist, dass Chavez sich zu einer guten Person verwandelt hätte und die Farc bekämpfen wird.

    Das Militär muss angemessene und ungehende Entscheidungen treffen. Die Oberkommandos der Brigaden und Divisionen müssen mehr Zeit aufwenden für die Bekämpfung des Strategieplanes der Farc und weniger Schreibtischarbeit machen, die ohne Schwierigkeiten von den Untergebenen erledigt werden kann.

    Es ist an der Zeit, dass die Regierung, die Minister, die Kongressabgeordneten, die Funktionäre, Truppenkommandanten jeder Ebene und Kolumbien überhaupt begreifen, dass die Farc sich im Krieg gegen die Institutionen befindet, dass es ein Fakt ist, dass Chavez die Guerilla unterstützt und dass das Einzige was im Krieg nicht handhabbar ist, ihn zu verlieren.

 

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