von Luis Alberto Villamarin Pulido, Oberst a.D.
Untersucher strategischer Angelegenheiten / Schriftsteller
Übersetzung: Annette Tessmann
Zum wer weiß wievielten Mal sind die Farc davongekommen. Wie Tirofijo sagte: Wenn die Oligarchie nein sagt, verliert sie. Und wenn sie ja sagt, hat sie ebenso verloren“. Mit drei kalkulierten Briefen in blumiger Sprache spielt Timoschenko diesmal eine andere Karte, um jedoch mit derselben Methodik, die seit jeher desorientierten kolumbianischen Politiker, eilfertige Journalisten und die „analysierenden Konfliktbeobachter“ zu umgarnen, jene die über das Ehrwürdige und Menschliche am Krieg fachsimpeln ohne ihn selbst je erlebt zu haben, und niemals den Strategieplan der Farc gelesen haben.
Nichts, was es nicht schon einmal gegeben hätte. Dieselben „Friedensfanfaren“ die in den Achtziger Jahren, während hinter dem Rücken der Wirklichkeit des Landes, Belisario Betancur in seiner Egozentrik den Friedensnobelpreis ansteuern wollen, eine Friedenskommission unter Einbeziehung der „Allwissenden“ ernannte, die jedoch nicht wussten wie mit der Kommunistischen Partei und ihrem bewaffneten Flügel zu verhandeln ist, die zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre der Vorbereitung für dieses manipulierte Szenarium angesammelt hatten.
Auch wenn die Verhandlungen im „Casa Verde“ ein Reinfall für das Establishment waren, und auch angesichts dessen, dass die Militärstreitkräfte in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen hatten, dass die Farc siegreich aus diesem populistischen Schwindel von Belisario herausgehen würden, fiel sein Nachfolger Barco auf den gleichen Fehler rein. Und später wollte Cesar Gaviria mit den Gespräche in Carvo Norte, Caracas und Tlaxcala einen Köder für „Friedensfanfaren“ auswerfen. In gleicher Weise sind die Farc dort als Gewinner herausgegangen und Kolumbien wurde geopfert, denn die jeweiligen Regierungen wussten mehr von anderen Themen als davon, der politisch-bewaffneten Strategiekombination etwas entgegen zu setzen.
Als wenn dieses Unvermögen und das Fehlen an Informationen des Establishments nicht schon genug wären, beginnt der unstete Präsident Pastrana einen Friedensprozess ohne auch nur irgendein konkretes Ziel vor Augen zu haben, mit Verhandlungsführern die als Anfänger schlichtweg unfähig waren. Und als er das tausendköpfige Monster nicht bändigen konnte, hat er das Land zu einer kriegsähnlichen Situation verurteilt, wie sie bisher in ihrer Blutigkeit noch nie da gewesen war: plan- und ziellos.
Zum vierten Mal in Folge sind die Farc und die Kommunistische Partei als Sieger in Bezug auf das Thema der „Friedensfanfaren“ hervorgegangen...
Mit der unseligen und unangebrachten Einmischung seitens Hugo Chavez und Piedad Cordoba über die angebliche Freilassung von Entführten wurde wieder einmal deutlich, dass die Terroristen und ihre internationalen Komplizen „Frieden wollen“.
Dazu kommt, dass vor dem Tod Jojoys eine lächerliche Reportage mit dem Journalisten Jorge Enrique Botero gemacht wurde, wo der kaltblütigste von bisher allen Farc-Anführern an der Seite der holländischen Terroristin Tanja erscheint, er, wie ein vom Frieden gezeichneter und sie, wie eine gute Europäerin, überzeugt von der Gerechtigkeit des Krieges der Farc gegen Kolumbien.
Als Cano umgekommen war, erscheint vor den Kommunikationsmedien in der Stadt Cali ein genauso zerstreuter als auch opportunistischer Geistlicher, das Argument anbringend, dass Cano alt, blind und wehrlos (fast hätte er ihn noch heilig gesprochen) gestorben war, gerade als er eine Annährung an den Frieden versuchte. Bevor Tirofijo starb, hat er dasselbe gesagt. Heute spielt Timoschenko die Karte erneut in der Öffentlichkeit aus, mal sehn ob Kolumbien anbeißt und am Haken bleibt.
Auch wenn Santos in der Öffentlichkeit mit starken Worten betont, dass er nicht auf die Arglist der Farc hereinfällt, insgeheim denkt er an seine Wiederwahl mittels eines erfolgreichen Friedensprozesses. Es scheint, dass sein Weg ins Verteidigungsministerium umsonst war und darüber hinaus der aktuelle Verteidigungsminister ihn bei diesen Themen auch nicht assistiert, wie es sich bewahrheitet hat mit der Fallegrube CELAC in Caracas, wo Timoschenko und die Farc vor 33 Präsidenten des Kontinents durchgekommen sind .
Also, wir haben wieder „Friedensfanfaren“. Erneut nutzen die Farc und die Kommunistische Partei samt ihrem Untergrund (der noch nicht alles ist) die politisch-strategische Überlegenheit. Die kolumbianische Amnesie ist allumfassend. In weniger als einem Monat hat die Öffentlichkeit vergessen, dass die Terroristen der Farc vier Entführte kaltblütig ermordet haben, die bereits länger als eine Dekade in ihrer Gewalt waren.
Wenn man das ein wenig überdenkt, herrscht diese Situation bereits seit 30 Jahren, ohne dass die jeweilige Regierung das begriffen hat. Während der Zeit des Casa Verde haben die Farc die Unterzeichnung des Waffenstillstand hinausgezögert, mit Argumenten wie, man solle die Militärbasis in Meta-Uribe auflösen, während sie sich weigern mit ihren Erpressungsentführungen aufzuhören, was sie auch bis heute nicht getan haben.
Der kommunistische Senator Alberto Rojas Puyo fungierte mehr als Bote von Jacobo Arenas als ein Abgesandter der Regierung und in einer Weise von Illoyalität informierte er über alles was in der Regierung gedacht wurde - mittels eines Boten der Farc, der zwischen dem Casa Verde und Bogotá hin- und herreiste. Genauso wie es mit der als alias Teodora oder auch Gaitan identifizierten Person aus den Computern von Reyes und Jojoy geschehen war.
Die Farce von Caguán wurde aus dem Casa Verde kopiert. Heute gibt es Stimmen, die Gespräche im Ausland vorschlagen, die mit Sicherheit die Wiederholung von Tlaxcala und Caracas sein werden, jedoch mit dem erschwerenden Umstand, dass die Kommunisten Rafael Correa, Hugo Chavez, Evo Morales, Daniel Ortega, Fernandez de Kirchner, Mujica und Lugo der Farc Botschaften einrichten werden und sie wie politische Kämpfer behandeln werden.
Die Fakten belegen, dass Santos keine kohärente Strategie hat um mit der Farc zu verhandeln. Es existiert noch nicht mal eine verantwortliche Stelle die das Thema managt. Wenn Santos an eine Friedenskommission denkt, die am Verhandlungstisch die Farc überwältigt, wäre das etwas was strengstens geheim ist, um nicht zu sagen unmöglich und unrealistisch. Und unter Betrachtung seiner populistischen Demagogie ist eindeutig zu schlussfolgern, dass er keinen Plan hat wie er das organisieren könnte, noch was die eigentlich zu erreichenden Ziele sind.
So sieht auch das Durcheinander hinsichtlich des Themas aus, dass Chavez mit seinem Versprechen gebrochen hat, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Kolumbiens einzumischen, als er seinerzeit seine Bereitschaft erklärte, in der Konfliktlösung zu vermitteln. Das ist etwas Unmissverständliches. Vor vier Wochen hat Chavez während der CELAC-Konferenz hinter dem Rücken von Santos zugeschlagen, wo auch die Außenministerin Holguín ihre Ignoranz bezüglich des Themas und des „neue besten Freundes“ von Santos demonstriert hat. Aus diesen Gründen können die Farc und die Kommunisten wiedereinmal durchkommen.
Der Höhepunkt an Perfidie die gegen Kolumbien gerichtet ist, ist die Ernennung des neuen Verteidigungsministers, General Rangel, der den Anführern der Farc am nächsten steht; der mit ihnen eine Vereinbarung älteren Datums hat und die sich in der Teilung der Zweiländergrenze in drei Sektionen ausdrückt: der Nordblock, der Block Medio Magdalena und der Ostblock der Farc können mit Hilfe der venezolanischen Nationalgarde und Armee Venezuela ungehindert betreten und verlassen, um ihre Terroraktionen weiter auszuführen. Der Anstieg der Terroraktionen in den Gebieten von Nord-Santander und Arauca beweisen das.
Ohne die Geheimverträge rund um die Farc mitzuzählen, die Chavez und Ahmadinejad vergangene Woche in Caracas eingefädelt haben, ist das Verhältnis zur Terrorgruppe maßgeblich für Chavez` Wiederwahl, für seine langfristigen Ziele bezüglich seines bolivarianischen Projektes und seiner weltweiten Anti-Amerika-Kampagne.
Außerdem verfestigen die Farc in der Ära Timoschenko ihren Strategieplan, der ein Programm von terroristischem Drogenkrieg gegen Kolumbien ist und keine Option für den Frieden, und der von der Kommunistischen Partei interpretiert wird, wie die Vernichtung des Kapitalismus und die Errichtung einer Diktatur wie sie in Kuba besteht.