von Luis Alberto Villamarin Pulido, Oberst a.D.
Untersucher strategischer Angelegenheiten / Schriftsteller
Übersetzung: Annette Tessmann
Nach der Operation Phönix gegen das Lager Raul Reyes in Ecuador konzentrierte sich der kolumbianische Konflikt auf alle seine politisch-strategischen Aspekte. Also Konzentration auf höchstem Niveau der Kriegsführung und dem zusätzlichen Umstand, dass jede bewaffnete Aktion der Farc, oder auch jede Militäraktion gegen eine Struktur der Terrorgruppe, höchste Aufmerksamkeit in den Medien erlangte und unzählige politische Reaktionen für den Staat, die Regierung, die Opposition und der öffentlichen Meinung bedeutete.
Normalerweise wäre das Thema einer möglichen Friedensverhandlung mit Argumenten der nationalen Sicherheit während der acht Jahre der Regierung Uribe verneint worden. Rund um das Thema des Austausches der Entführten besteht lediglich kalkulierter Eifer der Farc und ihrer nationalen und internationalen Verbündeten sie so als kriegführende Gruppe zu legitimieren, sie von der Bezeichnung als Terrorgruppe zu befreien und was noch schlimmer für die Sicherheit Kolumbiens ist, dass man sie dann mit Botschaften und später mit Waffen von den pro-kubanischen sozialistischen Regierungen des Kontinents unterstützt .
Trotz dieser Realität, aufgedeckt bis zum geht nicht mehr durch die Computer von Reyes, bestätigt durch die Computer von Jojoy, der Amtsenthebung von Piedad Cordoba aufgrund der Beweise die diese Computer lieferten, haben weder die Presse, noch die Akademie, weder das Verteidigungsministerium, die Regierung, noch das Außenministerium die Angelegenheit eine Klärung zugeführt.
Genauso wie es seit fünf Dekaden dieses stillschweigenden, hartnäckigen und wachsenden aggressiven Drogenterrors der Kommunistischen Partei und seiner bewaffneten Unterstützer gegen Kolumbien geschied.
Wir sehen, aber können es noch immer nicht glauben. In diesem Sinn haben die Operationen „Jaque“ und „Camaleón“ nicht nur geholfen, das Ausmaß der systematischen Aggression innerhalb der öffentlichen Meinung zu verniedlichen, sondern haben den Grundstein für die triumphale Übertreibung des „ Ende vom Ende“ , ausposaunt von General Padilla de León, gelegt .
Durch Entscheidung des Verfassungsgerichts wurde die Möglichkeit der Wiederwahl Alvaro Uribes ausgeschlossen. Am selben Tag hat Rafael Pardo Rueda erkennen lassen, dass einige Mitglieder seiner Liberalen Partei Kontakt zur Farc pflegen um eine neue Etappe für die humanitäre Vereinbarung zur Freilassung der Entführten und dem unverzüglichen Beginn der Verhandlungen zu unterstützen. In ihrer enthusiastischen Vorstellung wartet der Frieden bereits an der Ecke und das bisherige Problem war der autoritäre Uribismus.
Zur gleichen Zeit führen die politischen Dirigenten die von der Farc befreit wurden, nicht etwa aus humanitären Gründen sondern um sie in den Kongress wählen zu lassen und von dort aus das Gesetz zur humanitären Vereinbarung voranzutreiben, einen Kampf im gleichen Sinne. Aber ihre klägliche Befähigung etwas auf die Beine zu stellen verhindert ihren Verbleib im Kongress.
Als ob es sich um eine ganzheitliche Strategie innerhalb des Strategieplanes der Farc handelt – erstaunlicherweise jenen die ihn bekämpfen sollen vollkommen unbekannt– .Alfonso Cano hat nicht nur den Wiederbelebungsplan entworfen, sondern hat mittels der internationaler Verbündeten Kontakte zum Vatikan, zur französischen Regierung, einigen Demokraten in den Vereinigten Staaten, zu argentinischen Intellektuellen und zu den kommunistischen Parteien und linksgerichteten NGOs des Kontinents zur Konkretisierung der humanitären Vereinbarung aufgebaut. Sozusagen als Vorstufe von Friedensverhandlungen im kommunistischen Stil, um nicht zu sagen, dass sie es sein werden, die regieren. Alles andere ist Klassenkampf.
In diesem Gefüge haben die Farc einige Medienwirksamkeit mit Ihrer Betrugsstrategie versucht, aber alle Versuche sind ihnen missglückt. Als sie den Gouverneur von Caquetá entführt haben, haben sie nicht mit der Reaktion der Armee gerechnet. Bedingt durch den krassen Fehler ihm die Kehle durchgeshnitten zu haben, haben sie eine Absage vom Vatikan erhalten und von der schwedischen Regierung, die eine Genehmigung erteilt hatte in Stockholm ein Propagandavideo in den Lagern Ivan Marquez in Venezuela zu drehen, organisiert von der kommunistischen Partei Argentiniens.
Später hat Piedad Cordoba ein „Forum für den Frieden in Kolumbien“ in Argentinien gegründet in dem sie die selben Argumente der Farc darlegt und Alfonso Cano komplettiert die Kriegslist mit einem Ritterschlag für das Opfergesetz, zur gleichen Zeit von der Liberalen Partei vorangetrieben, allen voran Rafael Pardo mit seinen Kongressabgeordneten. Mit gutem Grund ein Beweis dafür , dass die Farc schon etwas mehr damit zu tun haben.
Dann verstricken sie das Thema mit der manipulierten Freilassung des Gefreiten Pablo Emilio Moncayo und die Finanzierung der unzähligen Reisen seines Vaters an verschiedene Orte, mehr um die Regierung Uribe zu verunglimpfen als die Freilassung seines Sohnes von den Terroristen zu verlangen.
Es ist das gleiche Verhalten wie es die Mutter von Ingrid Betancourt an den Tag gelegt hat. Diese Deckungsgleichheit demonstriert die dünkelhaften politischen Intensionen derer, die Yolanda Pulecio ( Mutter I. Betancourts) und den Lehrer Moncayo finanziert haben. Vor dem Hintergrund einer Gleichgültigkeit und dem komplizenartigen Schweigen derer, die eigentlich die Fakten aufdecken sollten und so nur zu Unterstützern des sogenannte Friedens im Farc-Stil werden.
Parallel zu diesen Geschehnissen ernennt Santos Chavez zu seinem neuen besten Freund, spielt den Unwissenden vor den bewiesenen Tatsachen, dass Ivan Marquez und Timochenco sich in Venezuela aufhalten, beherbergt von der Regierung dieses Landes. Erneuert die Beziehungen wieder zu seinem persönlichen Erzfeind Rafael Correa, empfängt den linken Ollanta Humala wie einen neuen Partner der regionalen Integrationsgemeinschaft, assistiert bei der Beisetzung von Nestor Kirchner und schmiedet letztlich seine Allianz mit Lucho Garzon, der plötzlich Santos als einen Pazifisten sieht, auch wenn er ihn vor gar nicht langer Zeit noch als gefräßigen Kapitalisten, Paramilitär und mit anderen Beinamen disqualifiziert hat.
Die im vergangenen Oktober in Mexiko veröffentlichten Videos des Journalisten Jorge Enrique Botero beabsichtigten andererseits, eine holländische Terroristin zu präsentieren, die davon überzeugt ist, dass der revolutionäre Kampf in Kolumbien gerecht ist. Jojoy ist verstimmt von Chavez aber spricht dennoch mit Überzeugung von der Notwendigkeit eines Dialogs um den bewaffneten Konflikt zu beenden. Aber klar doch, nur unter der Voraussetzung, dass die Regierung und die Oligarchien sich den Verstaatlichungsbestrebungen und dem Totalitarismus der Farc unterwerfen.
Der Tod Jojoys hat einen Schatz an Informationen aus den Computern von Tirofijo und von ihm hinterlassen. Ohne Zweifel hat Santos die Wahrheit aus den elektronischen Archiven zurückgehalten, da er sich seinen neuen besten Freunden verpflichtet fühlt und sie sich bereits geeinigt haben über „die Suche eines Auswegs aus dem Konflikt mittels Verhandlungen“. Aber genau wie seine Vorgänger, ohne Kenntnis des Strategieplanes des Feindes, ohne nationale und spezifische Ziele. Grund dafür ist die Sturheit des Verhandlungspartners, der nicht um einen Millimeter von seiner unveränderten Planung abweicht.
Die Ereignisse lassen darauf schließen, dass die Regierung und die Farc bereits eine geheime aber intensive politische Agenda in Gang gesetzt haben, die bis jetzt noch nicht vollständig ist. Zum Beispiel bemüht sich die Katholische Kirche darum, mit dem Segen Santos eine Nationalkommission zur Aussöhnung ins Leben zu rufen, obwohl in den Kampfgebieten die Regierung und die Farc darum kämpfen sich auf militärischer Ebene zu schlagen, um die Verhandlungen unter den Bedingungen des Siegers zu führen. Und es steht außer Frage, dass später andere Methoden genutzt werden.
Die Farc und die Kommunistische Partei sind sich darin einig, den alten Trick zu nutzen und Medofilo Medina zu benutzen um angebliche Distanz zwischen ihnen auszudrücken, und sich so mit angeblicher Kritik der Kommunistischen Partei in die Verhandlungen einzubringen. Einige Analysten schenken dem Glauben ohne zu bemerken, dass es sich um eine typische Strategie der Farc und ihrer Sympathisanten handelt.
Währenddessen treibt Piedad Cordoba den humanitären Austausch voran, ohne das überhaupt klar ist, wer ihre Reisen in die verschiedensten Länder finanziert und natürlich immer mit denselben Argumenten gegen Kolumbien und zum Wohl der Farc.
Seinerseits ist Santos mit seinen Wahlvorbereitungen für 2014 beschäftigt, egal was es das Land kostet. Erst sein Ego, später die Interessen des Landes. Und als Verhandlungsführer bei den Friedensbemühungen aufzutreten ist günstig dafür und auch für den eventuellen Friedensnobelpreis. Das macht er ohne sich anstrengen zu müssen.
Der Fokus ist ausgerichtet auf die Medienwirksamkeit zum Nachteil der nationalen Sicherheit und der institutionellen Stabilität. Die Farc wollen einen Frieden der ihnen erlaubt, das Land zu regieren und sie wollen ein kommunistisches Regime nach dem Vorbild Kubas errichten, alles andere ist keine Option für sie. Sie haben wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass sie 50 Jahre im bewaffneten Kampf stehen und niemand sein Gewehr abgeben wird, dass sie sich nicht ergeben werden, dass sie eine revolutionäre Armee sind und keine Terroristen und darauf beharren, dass Kolumbien unter ihren Bedingungen geleitet wird.
Seinerseits fehlt dem kolumbianische Staat seit langer Zeit einer ganzheitliche Strategie um das Problem zu lösen. Es gibt keine Verhandlungsführer die in der Lage wären, die Phrasen der Farc zu hinterschauen und ihnen entgegenzutreten. Sie erliegen dem Medienrummel und den persönlichen Ambitionen eines Cesar Gaviria, Ernesto Samper und Rafael Pardo, die Liberale Partei, die sie selbst zerstört haben, wieder zu beleben. Und es schert sie einen Dreck wenn Kolumbien dafür ein weiteres Mal zum Opfer wird, wie es bereits in der Vergangenheit passiert war. Und Santos lässt sie gewähren, die Konservative Partei steckt in der Krise und die Partei „la U“ (Partei der Einigkeit, Anm.d.Ü.) ist eine Ansammlung von Opportunisten.
Die Katholische Kirche erfreut sich der Medienwirksamkeit mit ihrer Beteiligung an diesem Prozess. Die Farc und ihre Verbündeten sehen sie als eine weitere nutzbringende Möglichkeit auf ihrem Weg zur Machtübernahme, ohne Waffenniederlegung. Die sozialistischen Regierungen des Kontinents sehen die Möglichkeit die Farc zu legitimieren um den Kommunismus in dem reichen geopolitischen Gebiet des Nordens Südamerikas einzuführen.
Alle Positionen schließen sich gegenseitig aus, denn die am meisten betroffenen werden Kolumbien und seine Armee sein, die erneut mit dem Gewicht der Inkompetenz und strategischen Unfähigkeit seiner Regierenden belastet werden, mehr noch mit der Irrationalität der Farc und ihrer politischen Beauftragten. Deshalb: Einen weiteren Friedensprozess mit der Farc? Zu welchem Preis?